Fünf Tage im Herbst in Weimar

Seien wir ehrlich. Wenn ich von Weimar rede, denkt jeder zuerst an Goethe und Schiller. Also MUSS man quasi ins Goethehaus und das daran anschließende Goethemuseum. Und danach am besten gleich noch ins Schiller-Haus.

Die Seifengasse in Weimar

Wir hatten Ende Oktober Quartier bezogen in der Seifen-Gasse. Über AirBnB hatte ich ein wunderbares Quartier gefunden, welches ich nur empfehlen kann. Absolut top, das „Gelbe Haus“, in direkter Nachbarschaft zum „Haus der Frau vom Stein“, der ersten Geliebten Goethes in Weimar. Von unserem Quartier waren es etwa 90 Sekunden bis zum Eingang des Goethe-Hauses auf dem Frauenplan. Wir wohnten also direkt in der Altstadt von Weimar.

Das ehemalige Wohnhaus von Goethe ist ein sehr klassisches Museum. Mit vielen Räumen, vielen Dingen zum Anschauen und einem sehr guten Audio-Guide. Es ist aber halt auch ein recht normales Wohnhaus aus dem Jahr 1800. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn ich ehrlich sein darf: es ist auch ein wenig langweilig. Aber: klar – es ist nunmal das Haus, in dem Goethe über 50 Jahre gelebt und gearbeitet hat. Und von daher schon Kult.

Goethes Wohnhaus in Weimar

Von daher habe ich die zusammen 20 € Eintritt für das Wohnhaus und das Goethe-Museum gern bezahlt. Aber ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten 20 Jahren nicht zwingend wieder hinein muss.

Die Anna-Amalia-Bibliothek

Der Rokoko-Saal in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar

Ein anderes touristisches Highlight, dass mich deutlich mehr berührt hat, ist die Anna-Amalia-Bibliothek. Auch sie war nur eine Minute entfernt von unserem Quartier und kostete 8 € Eintritt. Berühmt wurde diese Bibliothek durch den verheerenden Brand im Jahr 2004. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, außer den zahlreichen musealen Hinweisen und Dokumentationen über die Rettung der wertvollen Bücher nach dem Brand und den Löscharbeiten.

Der Rokoko-Saal der Bibliothek ist ein echtes Schmuckstück. Ein Ort zum Wohlfühlen und Träumen. Ein verzauberter Ort, in dem ich am liebsten Stunden geblieben wäre. Es war wunderbar zu sehen, welche Schönheit Menschen in der Lage sind zu erschaffen.

Die Anna-Amalia-Bibliothek ist für mich eine einzigartige Sehenswürdigkeit, der ich gern das Prädikat „absolut sehenswert“ gebe.

Das Weimarer Schloss haben wir nur von außen besichtigt, genauso wie Goethes Gartenhaus. Da ich einen Teenager dabei hatte, wollte ich es auch nicht übertreiben mit den Museen. Allerdings muss ich sagen, dass Weimar einen großen Vorteil hat gegenüber anderen mittelalterlichen Städten: auch bei schlechtem Wetter gibt es genug zu sehen. Viele unterschiedliche Museen sorgen für ausreichend Abwechslung. Hinzu kommen das Nationaltheater, viele wunderbare Restaurants und Cafés. Und eine bildhübsche Altstadt mit zahlreichen Geschäften, die einen Stadtbummel spannend und abwechslungsreich machen.

Essen in Weimar

Apropos Restaurants. Überrascht waren wir über die unendlich vielen italienischen Restaurants in Weimar. In dieser Fülle ist mir das vorher noch in keiner anderen Stadt außerhalb von Italien passiert. Das war sehr faszinierend und mag mit der großen Liebe Goethes zu Italien zu tun haben.

das Pho Co in WeimarSelbstverständlich haben wir auch mal Pizza gegessen. Als Restaurant-Tipp für Weimar würde ich aber gern das „Pho Co“ (ein vietnamesisches Restaurant) in direkter Nähe zum Marktplatz und dem Rathaus von Weimar weitergeben. Gemütlich eingerichtet (nach oben gehen!) gibt es verdammt leckeres Essen dort. Ich selbst habe zwei Mal den Klebereis mit Hähnchen und allen möglichen wunderbaren Zutaten genossen. Mein Sohn konnte den vietnamesischen Burger sehr empfehlen.

Nachmittags gab es mehrmals Eis. Auch davon gibt es reichhaltig in Weimar. Gut so. Wir saßen in der Gelateria Giancarlo in der Fußgängerzone der Schillerstraße. Es kann kaum einen besseren Platz für ein Eis-Café geben. Die Auswahl an Eisbechern ist gewaltig. Alternativ gibt es aber auch Kuchen und belgische Waffeln. Einfach wunderbar.

Lucas-Cranach-Altar

Nicht nur Goethe und Schiller (und Herder und Wieland und noch viele andere) haben in Weimar gelebt und gewirkt. Auch Lucas Cranach ist in Weimar sehr präsent. Neben dem Lucas-Cranach-Haus am Marktplatz sollte man sich den Altar in der Herderkirche (eigentlich Stadtkirche St. Peter und Paul) unbedingt anschauen. Ein echtes Meisterwerk der Reformationszeit.

der Theaterplatz in Weimar

Möchte man (fast) alle touristischen Hotspots von Weimar komprimiert sehen, empfehle ich die 90minütige Stadtrundfahrt, die am Marktplatz beginnt. Wir haben sie am ersten Tag als Einstieg mitgemacht, und ich kann sagen: das war genau richtig. Man sieht und vor allem erfährt sehr viel über Weimar und die einzelnen Highlights. Wir hatten die „klassische“ Stadtrundfahrt gewählt, weil man dabei mehr sieht, wie bei der bekannteren und häufiger empfohlenen „Belvedere-Stadtrundfahrt“.

In der Gedenkstätte Buchenwald

Wenn man in Weimar ist, sollte auch ein Abstecher zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald dazugehören. Mein Sohn und ich nahmen an einer sehr berührenden Führung durch ein Mitglied des Fördervereins Buchenwald teil. Der 80jährige Zeitzeuge schaffte es auf eine ganz außerordentliche Art informativ, berührend und überzeugend über die Geschichte des KZs und vor allem seiner Insassen zu berichten, ohne dass es belehrend wurde. Ein großes Dankeschön dafür an den Förderverein und seine Mitglieder.

Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar

Es war ein Ausflug, der ans Herz ging, der weh tat, weh tun musste, der sich aber gelohnt hat. Wir dürfen auch dieses Kapitel nicht vergessen!

Meine Tipps für Weimar

Wie sehen denn als Fazit von einer Woche Urlaub in Weimar nun meine Tipps für diese wunderschöne Stadt aus? Ich habe diese in einem weiteren Blogbeitrag zusammengefasst.

Und hier noch ein paar visuelle Impressionen aus Weimar: